Antrittsrede von Dipl.-Des. M. Schröppel zur Semestereröffnung des Studiengangs B.A. „Grafikdesign u. Visuelle Kommunikation“ an der Media University

24. Juli 2009

Liebe Studierende, liebe Eltern und Freunde, liebe Förderer und Kollegen.

Ich freue mich, Sie hier und heute zu unserer Immatrikulationsfeier zu begrüßen, und beglückwünsche unsere jungen Studierenden zu ihrem Schritt, eine Ausbildung in der Welt der Medienberufe zu wagen.

Allen Unkenrufen wie David Carsons Proklamation ›the end of print‹ zum Trotz gibt es keine andere Branche, die in unseren schwierigen Zeiten mit zweistelligen Wachstumszahlen aufwartet (wie im Branchenhearing 2009 der Kultur- & Kreativwirtschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie nachzulesen ist) und die sich wie Phoenix aus der Asche immer wieder neu definiert.

Gerade das spannende Geflecht aus unterschiedlichsten Produktionsbedingungen, sich wandelnden gesellschaftlichen Strukturen und sich stetig ändernden ästhetischen Leitvorstellungen zeigt auf, dass es sich im Studiengang »Grafikdesign und Visuelle Kommunikation« um ein spannendes akademisches Forschungsfeld handelt, das sich immer wieder in den spezifischen Formen der Entwurfsarbeit an dem produktkulturellen Kontext orientieren muss.

Dabei sind es gerade die kleinen Ideen (siehe iPhone, iPad oder ePaper), die sich zu Gewalten akkumulieren, die unsere Zivilisation bewegen.

Diese Disziplin hat bei weitem nicht die Historie wie andere klassische Studiengänge. Entstanden während des Aufbruchs in das Industriezeitalter war der Versuch, eine Moderne zwischen den Weltkriegen zu entwickeln, die Triebfeder, die zu einer notwendigen Institutionalisierung des Designs führte.

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass es bis vor 20 Jahren zwei deutsche Parallelkulturen gab, von Plaste und Plastik, die erst jetzt langsam, aber stetig ineinander diffundieren. Die verschiedene Ästhetisierung des Alltags, die bis dahin unterschiedlichen Lebenskonzepte und die differente Sensualisierung gegenüber äußeren Reizen finden in der »visuellen Kommunikation« der Warenwelten eine bildhafte Entsprechung: von Spiralnudel und Gummibärchen.

Deshalb möchte ich Sie heute noch einmal ganz herzlich zu unserem Abenteuer Bildung einladen: denn Leben heißt auch Lernen. 

Sie, liebe Studierende, haben in Ihren Arbeiten und Mappen erfolgreich gezeigt und bewiesen, dass Sie Lust am Entdecken und Ausloten haben; nun obligt es meinem Kollegium und mir, Sie experimentell und systematisch in das ideenbasierte konzeptionelle Gestalten einzuführen und zum selbstständigen Arbeiten, Präzisieren, Formulieren und Visualisieren von medienübergreifenden Gestaltungsansätzen zu motivieren.

Hilfreich ist dabei sicherlich, dass wir alle keine blassen Theoretiker sind, sondern durch unsere auch aktuell in unserer Gesellschaft präsenten nationalen wie internationalen Kommunikationsauftritte die Kultur- & Kreativwirtschaft auch stets mitentwickeln und vorantreiben.

Denn neben den im Beruf geforderten künstlerisch-gestalterischen Qualifikationen soll Ihnen auch die technisch-wissenschaftliche Kompetenz mit auf den Weg gegeben werden, um für zukünftige Berufsbilder gerüstet zu sein.

Das Studium muss deshalb auch Wege und Visionen aufzeigen, wie sich durch unsere sich ändernde Wahrnehmung zukünftige Positionen zu Design, Werbung und Unternehmenskultur entwickeln könnten, ohne den Bezug auf die historisch gewachsenen visuellen Sehgewohnheiten zu verlieren.

Wenn Gestaltung und Design auf Handwerk trifft, entsteht Reibung: Wir wollen diese Energie nutzen: 
-> Design is a Journey, not a destination 

Ich freue mich auf die spannende Zeit, die vor uns liegt, bis ich Ihnen in vielleicht demselben Raum stolz Ihre Bachelor-Urkunden verleihen kann.

Auf einen erfolgreichen Studienstart.