Berlin: Angriff auf die Weltwirtschaft

31. März 2016

Das Live Escape Game „Hackers Home Reloaded“ fordert vollen Körpereinsatz und einen scharfen Verstand. Reichen 66 Minuten, um es mit dem Hacker Peter Wallner aufzunehmen?
Ein Exkursionsbericht von Paula Lou Riebschläger

Es ist dunkel und stickig, als wir in den ehemaligen Bunker hinabsteigen. Der Weg ist gepflastert von DDR-Relikten, Tarnnetzen und Warnhinweisen: „Mind your Head“. Die Spannung steigt, jetzt ist Teamgeist gefragt.

Wir, die Masterstudierenden vom M.A. Konvergenter Journalismus an der Media University Berlin, stellen uns zusammen mit den Dozentinnen Prof. Dr. Cornelia Alban und Sophie Berke der Mission Hackers Home Reloaded. Im Live Escape Game der Firma Exit müssen wir in 66 Minuten mit Grips und Schnelligkeit diverse Logikrätsel lösen, damit der berüchtigte Hacker sein Ziel, die Weltwirtschaft zu zerstören, nicht verwirklichen kann. 

Adrenalin und Teamgeist

Die Spielleiterin führt uns in einen engen, schummrigen Raum. Hier werden wir unserem Schicksal überlassen, zumindest fast. Durch Kameras und Mikrofone sind wir mit der Außenwelt verbunden. Unsere Game-Masterin kann uns also permanent beobachten und dezente Hinweise geben, sollten wir eine knifflige Mission nicht selbstständig lösen können. Schon allein die Gewissheit, dass man überwacht wird, aber selbst niemanden sehen kann, löst komische Gefühle aus. 

Ab jetzt laufen die 66 Minuten. Anfangs wuseln wir wirr in dem engen Raum durcheinander. Wo verbergen sich nur die Hinweise? Es dauert nicht lange, da ist der erste Code geknackt. Das erste Zahlenschloss lässt sich öffnen. Ich bin kein Freund von Spielen jedweder Art, Computern oder Hackern. In meinem Philosophiestudium löste das Fach Logik bei mir Gänsehaut aus, im negativen Sinn. Doch selbst ich werde von den Rätseln gepackt, Adrenalin durchströmt meinen Körper. Wir müssen diese Herausforderung schaffen. Die Zeit vergeht und mit jedem Blick auf die Uhr steigt mein Ehrgeiz. 

Jetzt haben wir nur noch 45 Minuten Zeit. Einige Aufgaben sind bewältigt, die UV-Lampe ist gezückt. Noch ein Schloss ist zu öffnen, dann haben wir den Hacker besiegt. Die Zahlenkombination stimmt, das Schloss klackt und wir öffnen die letzte Schranktür. Oh nein, wie es aussieht, haben wir uns zu früh gefreut. Am Ziel sind wir noch lange nicht, denn der Schrank ist nur der Durchgang zu einem zweiten, weitaus größeren Raum. Euphorisch stürzen wir uns in neue, noch schwierigere Rätsel. Hier ist wirklich Teamgeist gefragt. Was waren noch einmal Binärcodes? Puh, keine Ahnung. Zum Glück sind wir ja in der Gruppe am Werk, sodass jeder seine Fähigkeiten einbringen kann. Ich kann beispielsweise hervorragend die UV-Lampe halten. 

Noch 25 Minuten. Die Zeit ist in diesem Spiel nicht unser Verbündeter. Langsam kommen wir alle ins schwitzen, physisch und mental. Zu diesem Zeitpunkt bin ich mir sicher, dass wir den Hacker nicht bezwingen können, Zusammenarbeit hin oder her. Wie werden wir uns nach der verlorenen Challenge als Gruppe fühlen? Egal, ich habe keine Kapazitäten, um den Gedanken weiterzuverfolgen. Vielleicht gibt es doch noch eine klitzekleine Chance. 

Endspurt

Inzwischen denke ich nur noch in Zahlen. Das ging mir bisher nicht einmal im Mathe-Abitur so. Dann erscheinen auch noch römische Zahlen. Wenigstens macht sich jetzt das Schulfach Latein bezahlt. „Irgendwann wird es sich auszahlen“ ertönt die Stimme meines ehemaligen Lateinlehrers in meinem Kopf. Noch 15 Minuten. Plötzlich ergibt alles Sinn. Server-Türen öffnen sich, Rauch macht sich breit. Das gehört zum Spiel oder? Ja, tut es zum Glück. Der letzte Schlüssel passt, es offenbart sich ein roter Buzzer. Für einen Moment traut sich keiner, ihn zu betätigen. Dann siegt die Neugier und das Spiel ist vorbei. Geschafft, wir haben den Endgegner bezwungen, in nur 55:45 Minuten. Keiner von uns kann das so recht glauben. Waren wir doch zwischenzeitlich komplett verzweifelt. 

Mit stolzgeschwellter Brust verlassen wir den Bunker und machen uns bereit für das Siegerfoto. Wer kann schon von sich behaupten, die Weltwirtschaft gerettet zu haben?