Die etwas andere Insel im Meer der Information: Media University-Studierende zu Besuch im Berliner Büro des Nachrichtensenders Al Jazeera

16. Juli 2012

Die etwas andere Insel im Meer der Information: Media University-Studierende zu Besuch im Berliner Büro des Nachrichtensenders Al Jazeera

Sandra Schiller hat an diesem heißen Julimittag von ihrem Büro im 17. Stockwerk des Handelszentrums in der Friedrichstraße einen wunderschönen Ausblick in Richtung Fernsehturm. Die 27-jährige studierte Kommunikationswissenschaften und arbeitet seit 2006 als Producerin für Al Jazeera in Berlin. Der Name „Al Jazeera“ aus dem Arabischen bedeutet „Insel“ oder „Halbinsel“, und genau so versteht sich das Sender-Netzwerk laut Frau Schiller: Mehr und anderes bringen sowohl als die westlichen Informationsgiganten BBC oder CNN (die für Sandra Schiller ganz klar Vorbilder waren und sind), aber auch mehr und anderes als die oft sehr staatlich oder religiös geprägten Sender der arabischen bzw. islamischen Welt.

Fünf Mitarbeiter hat das Büro um den Leiter Aktam Suliman, der nicht nur bundesweit als Korrespondent bekannt ist, sondern in vielen deutschen Medien auch gern als Experte aus der arabischen Welt befragt wird.

Sandra Schiller erklärt, dass sich die Sendergruppe seit ihrem Start 1996 (damals und heute vor allem finanziert vom Emir von Katar in Doha) dynamisch entwickelt und immer mehr ausdifferenziert habe – seit 2006 gibt es das internationale Programm in englischer Sprache, aber auch Spartenbereiche für Sport oder auch Kinder. Da bietet es sich Frau Schiller zufolge an, selbst in der Tendenz zur Agentur zu werden – also crossmedial alle Gattungen wie Video, Audio, Foto, Text oder Grafik zu produzieren und weltweit zu verkaufen.

Was für die Media University-Studierenden im Verlaufe dieser informativen und unterhaltsamen anderthalb Stunden, in lichten Räumen und bei entspannter Gastfreundschaft, auch deutlich wird: Ein Praktikum bei Al Jazeera von in der Regel einem Monat Dauer kann ein Türöffner sein. Sandra Schiller ist auf diesem Weg hier oben, hoch über der Berliner Mitte, zumindest zwischengelandet – „Mir macht das großen Spaß, für Al Jazeera heute dies und morgen schon wieder etwas ganz anderes zu machen, heute zum Beispiel ein neues Kapitel zum Kraken Paul und morgen etwas zu einem Vereinsverbot durch den deutschen Innenminister.“

Und last but not least – warb der Sender früher damit, das etwas andere CNN zu sein, könnte man heute sagen, der Name Al Jazeera steht nach 14 Jahren auf Sendung bereits weitgehend für sich selbst – mit Kritiken wegen „Anti-Amerikanismus“ oder „Anti-Islamismus“ könne man, unterstreicht Frau Schiller, insofern leben, als sich diese Vorwürfe die Waage hielten und „die Insel“ somit in der Balance bliebe – im globalen Strom der Informationen und Meinungen.

Sebastian Köhler, 16.7.2010