Ringvorlesung: Eine Frage des Vertrauens

17. Juni 2021

Die digitale Transformation der Medienwelt ermöglicht einerseits neue Plattformen, Netzwerke und Akteur:innen, scheint aber andererseits mit einem Vertrauensverlust des Journalismus verbunden. Wie lässt sich das erklären, und was könnte dagegen unternommen werden? Mit diesen Fragen setzte sich am 16. Juni Prof. Dr. Fabian Prochazka im Rahmen des letzten Teils der Kölner Media University-Ringvorlesung im Sommersemester 2021 auseinander.

Der Juniorprofessor für Kommunikationswissenschaft der Universität Erfurt präsentierte via Zoom theoretische und empirische Befunde, aber auch Vorschläge für die Praxis. Eingeladen hatte der Kölner Media University-Fachbereich Journalismus und Kommunikation, dessen Leiter:innen Prof. Dr. Bettina Lendzian und Prof. Dr. Matthias Kurp die anschließende Diskussion moderierten. Media University-Prorektor Prof. Dr. Martin Beckenkamp freute sich, etwa achtzig Dozent:innen und Studierende begrüßen zu können.

Medien seien „Vertrauensgüter“, deren Qualität sich vom Publikum schlecht prüfen lasse, lautete die Ausgangsposition von Fabian Prochazka. Zugleich aber bildeten Informationen die Basis für Diskussion, Meinungsbildung und Partizipation einer repräsentativen Demokratie. Vertrauen in Journalismus bedeute deshalb die Bereitschaft, journalistische Informationen in das eigene Meinungs-, Einstellungs- und Verhaltensspektrum zu übernehmen. Allerdings habe der Journalismus in der digitalen Netzwerköffentlichkeit seine Gatekeeper-Rolle verloren. Zunehmend würden im Online- und Social-Media-Zeitalter auch andere Akteur:innen die öffentliche Agenda prägen. An Bedeutung gewonnen hätten auch sogenannte alternative Nachrichtenmedien, die häufig Falschmeldungen und Verschwörungsmythen verbreiten. Intermediäre wie Google und Facebook würden diesen „alternativen Ereignisdarstellungen“ zu großer Reichweite verhelfen. Journalismus stelle schließlich nur noch einen Teil einer Medienumgebung dar, in der Informationen unterschiedlicher Qualität „unterschiedslos nebeneinander“ auftauchen.

Drei Typen von Medienskeptiker:innen

Auf viele Mediennutzer:innen würden alternative Quellen glaubwürdiger wirken, berichtete Fabian Prochazka. Ihnen werde klar, dass es auch Wirklichkeitsdarstellungen jenseits des Journalismus gebe. Oft komme es auch zur Verwechslung zwischen journalistischen und nicht-journalistischen Inhalten.