Patentrezept für Lokaljournalismus gesucht
Prof. Dr. Matthias Kurp von der Media University Köln hat in Essen bei einem von der Brost-Stiftung unterstützten Workshop einen Impulsvortrag über (hyper)lokalen Online-Journalismus gehalten.
Im Rahmen des Projektes „Perspektiven für den Lokaljournalismus an Rhein und Ruhr“ loteten Chefredakteure und Chefredakteurinnen nordrhein-westfälischer Zeitungsverlage am 10. Dezember in Essen Möglichkeiten aus, um Lokaljournalismus trotz sinkender Zeitungsauflagen weiterzuentwickeln. Deshalb wurden auf Einladung der Brost-Stiftung neue Formen des lokalen Online-Journalismus diskutiert. Zu den Teilnehmenden des Workshops gehörte auch der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Brost-Stiftung und frühere Chef des Bundeskanzleramts, Bodo Hombach. Prof. Dr. Matthias Kurp, Fachbereichsleiter Journalismus und Kommunikation der Media University in Köln, stellte während des Workshops unterschiedliche Modelle der fast hundert verlagsunabhängigen Online-Angebote in Nordrhein-Westfalen vor, die regelmäßig lokale Informationen anbieten.
Zwar entsprächen viele der neuen, verlagsunabhängigen lokalen Online-Angebote nur teilweise journalistischen Standards, dennoch würden sie zur publizistischen Vielfalt in Städten und Gemeinden beitragen, erklärte der Medienwissenschaftler. Dies gilt umso mehr angesichts der Tatsache, dass die Lokalteile der Zeitungen an vielen Orten eingestellt oder vom Umfang her reduziert werden. Größtes Problem der neuen Internet-Akteure sei außer der Sicherung journalistischer Qualität vor allem die Frage der Finanzierung, erklärte Matthias Kurp. Wirtschaftlich tragfähig seien bislang nur ganz wenige Angebote. Zur publizistischen Vielfalt aber könnten auch ehrenamtliche Projekte beitragen.
Während des Workshops wurde deutlich, wie wichtig unabhängiger Lokaljournalismus ist. Das Internet bietet zahlreiche Möglichkeiten, Leser/innen aktiv an der Herstellung von (Online-)Zeitungen zu beteiligen. Einige Zeitungsverlage haben deshalb damit begonnen, das Internet und nicht mehr die gedruckte Zeitung in den Mittelpunkt aller Aktivitäten zu rücken. Auf die Frage, wie denn das ideale Online-Konzept für den Lokaljournalismus aussehe, musste Matthias Kurp am Ende passen: „Es gibt kein Patentrezept. Je nach lokalem Kommunikationsraum und den Bedürfnissen der Rezipienten und Rezipientinnen müssen individuelle Konzepte entwickelt werden.“