Themen, die nicht der Kalender diktiert
Journalismus-Studierende der Media University Berlin erstmals bei "Correctiv" zu Besuch – wahrscheinlich eine der spannendsten, innovativsten und bekanntesten Redaktionen derzeit in Europa.
Von Sebastian Köhler
„Wir können unsere Inhalte weitgehend selbst bestimmen“, sagt Justus von Daniels, Reporter bei der Rechercheplattform Correctiv, im Gespräch mit Studierenden des Wahlpflicht-Kurses „Journalistische Praxis“ im April 2017 in den Redaktionsräumen des Teams in Berlin-Mitte. Wir sind zu Gast im – nach eigenen Angaben – ersten gemeinnützigen Journalistenbüro Deutschlands.
Dr. von Daniels war laut Correctiv zuvor freier Journalist, vor allem für Die Zeit, Zeit Online und den Tagesspiegel. Er ist auch promovierter Volljurist und wurde für seine Doktorarbeit mit dem Humboldt-Preis der Humboldt-Universität zu Berlin ausgezeichnet.
Im Interview mit ihm ergeben sich wichtige Aspekte für eine der Zukünfte, die Journalismus hierzulande haben dürfte: Angeschoben durch eine Stiftung mit drei Millionen Euro für die ersten drei Jahre, gibt es mittlerweile laut unserem Gesprächspartner etwa 2500 Spender und auch weitere Stiftungen, die Recherchen ermöglichen zu Themen, welche wichtig für die Gesellschaft seien. Knapp 20 Journalistinnen und Journalisten können so in Vollzeit sowie tariflich bezahlt vor allem aufwändig recherchieren und dann auch produzieren.
„Gute Recherchen als solche lassen sich kaum direkt verkaufen“, erläutert der Reporter. Deswegen diese Art der Organisation, die nicht unmittelbar Marktzwängen unterworfen ist. Er zum Beispiel ist Experte für Fragen wie das umstrittene Freihandelsabkommen „TTIP“. Die Recherchen von Correctiv versucht man dann in Kooperation, entweder mit Regionalmedien oder aber mit bundesweiten Medien wie Stern oder Spiegel, ARD oder RTL, zu publizieren.
Transparenz und Entschleunigung sind wichtige Prinzipien der Arbeit hier, wie von Daniels deutlich macht. Es gebe keinen Druck, schnell und viel zu veröffentlichen. Vielmehr achte man sehr auf weitestmögliche Unabhängigkeit und Unvoreingenommenheit.
Die Media University-Studierenden fragen intensiv und bekommen für ihr Auftreten Anerkennung vom Correctiv-Reporter. Eine Exkursion, die in vieler Hinsicht Mut und Appetit auf mehr machte!