Einstieg als Doktorand an der University of Buffalo nach dem Masterstudium
Künstliche Intelligenz als Werkzeug für Künstler:innen: Christopher Michael Hansen fasziniert diese Thematik schon seit Längerem. In seinem Masterstudium im Fach M.A. Visual and Media Anthropology konnte er diese große Begeisterung für das Thema in zahlreichen KI-Projekten ausleben. Nach seinem Studium wartet nun eine PhD-Stelle an der University of Buffalo auf ihn.
Während deines Studiums im Studiengang M.A. Visual and Media Anthropology hast du dich auf Künstliche Intelligenz und VR konzentriert. Nun wurde dir ein Semester vor deinem Abschluss eine Doktorandenstelle an einer Universität in den USA angeboten, wo du im Bereich KI forschen wirst.
Herzlichen Glückwunsch, das klingt großartig! Bitte erzähl uns mehr über deine neue Stelle und deine Forschungsprojekte im Bereich der KI.
Ich werde als Doktorand an der University of Buffalo im Bundesstaat New York (in der Nähe von Kanada!) in der Abteilung für Medienwissenschaften beginnen. Ich werde in ein paar Monaten anfangen und freue mich auf den Umzug und die Fortsetzung meines Studiums. Promotionen in den USA laufen etwas anders ab als in Europa, denn hier beginne ich eher als Doktorand, während ich mein Forschungsprojekt in Angriff nehme. Das Programm in Buffalo ist einzigartig in den USA, denn es verbindet Medienpraxis mit Forschung, so dass ich während meines Studiums weiterhin Medienkunst machen werde. In meinem Forschungsprojekt untersuche ich, wie Dinge wie künstliche Intelligenz und virtuelle Realität „spirituelle“ Erfahrungen im Bereich der Videospiele und virtuellen Welten schaffen können. Ich interessiere mich besonders dafür, wie die „New Age“-Bewegung in Amerika einen Großteil der Technologie beeinflusst hat, mit der wir uns heute beschäftigen, und wie „New Age“-Ideale in der zeitgenössischen Arbeit mit KI und VR umgesetzt werden.
Kannst du uns ein wenig darüber erzählen, wie du Doktorand geworden bist? Wie verlief das Bewerbungsverfahren?
Das Bewerbungsverfahren für Promotionen in den USA ist ziemlich lang, und ich hatte schon seit ein paar Jahren vor, mich für eine Promotion einzuschreiben. Ich habe mich schließlich bei 4 verschiedenen Programmen in den USA beworben und wurde tatsächlich bei allen angenommen, was ziemlich selten ist! Das Wichtigste bei der Bewerbung ist das Motivationsschreiben, aus dem hervorgeht, welche Forschungsarbeiten ihr durchführen und mit wem ihr im jeweiligen Programm zusammenarbeiten wollt. Sie wollen auch eine Mappe mit euren Arbeiten sehen oder eine gewisse Vorstellung von eurer bisherigen Erfahrung gewinnen, also war es wichtig, dass ich zeigen konnte, dass ich in diesem Bereich gearbeitet hatte.
Warum hast du dich für den Masterstudiengang Visual and Media Anthropology entschieden? Was hat dich besonders an dem Thema künstliche Intelligenz gereizt?
Während meines Studiums habe ich ein wenig bei der National Irish Folklore Commission studiert, die zufälligerweise an meiner Hochschule angesiedelt war. Auch wenn ich nicht Folkloristik als Hauptfach wählte, weckten diese Kurse mein Interesse am ethnografischen Prozess und an neuen Wegen, die ich bei meinen Forschungen mit den Medienwissenschaften beschreiten konnte. Ich wusste, dass ich mehr über Ethnografie und die anthropologischen Prozesse lernen wollte, aber ich wollte nicht unbedingt ein traditionelles Anthropologiestudium absolvieren. Der VMA-Masterstudiengang schien mir eine Kombination aus vielen Dingen zu sein, die ich wirklich liebte, und es hat sich gelohnt!
Um ehrlich zu sein, bin ich eher zufällig zum Thema Künstliche Intelligenz gekommen. Vor ein paar Jahren nahm ich an einem Kunstprojekt in Ecuador teil und begann, KI-Stimmen zu verwenden, um ein Hörstück zu erstellen, einfach weil das einfacher war, als Synchronsprecher zu finden. Ich begann zu erkennen, wie sehr meine Praxis auf modernen Technologien wie KI beruhte und wie einfach sie zu Werkzeugen für Künstler und Kreative werden können. Das hat mich dazu inspiriert zu recherchieren, wer diese Technologien entwickelt und wie sie entwickelt werden, was ein schwarzes Loch an neuen Interessen eröffnete. Ich interessiere mich besonders dafür, wie sich moderne Vorstellungen von „Spiritualität“, Magie und Folklore in KI-Räumen manifestieren, deren Geschichte sich bis in die Zeit um 1800 zurückverfolgen lässt. Es ist ein interessanter Bereich, in dem ich gerade arbeite, und ich denke, es gibt Raum und Potenzial für viel unkonventionelle Forschung auf diesem Gebiet.
Von welchen Erfahrungen/Kursen/Projekten während deines Studiums wist du deiner Meinung nach am meisten in deinem Berufsleben profitieren?
In meinem ersten Semester habe ich ein Projekt mit der Videospielserie Truck Simulator durchgeführt und untersucht, wie Spieler in diesem Spiel „transzendentale Momente“ erleben. Ich habe das Projekt in zwei Kursen durchgeführt und sowohl ein Video als auch ein Research Paper über diese Arbeit erstellt. Am Ende habe ich den Film bei einer Reihe von Galerien und Festivals eingereicht, und er wurde seither mehrmals gezeigt. Außerdem hatte ich die Gelegenheit, die Forschungsarbeit auf einer virtuellen Konferenz des Royal Anthropological Institute im letzten Sommer vorzustellen. Die Leute waren sehr an der Forschungsarbeit und dem Video interessiert, und ich hatte das Gefühl, dass meine Arbeit erstmals von einem sehr breiten Publikum wahrgenommen wurde. Die Zeit, der Raum und die Betreuung, die ich hatte, um etwas aus meiner Forschung zu machen, waren notwendig für den Erfolg, und ohne diesen Kurs hätte ich nicht das gleiche Ergebnis erzielt.
Was rätst du (angehenden) Studierenden, die über ein Studium im Fach Visual and Media Anthropology nachdenken?
Dies ist ein fantastischer Kurs für selbstmotivierte Menschen. Ich erinnere mich, dass ein Freund der Familie mir als Kind immer sagte: „Es ist nicht wichtig, wo du zur Uni gehst, sondern was du daraus machst“, und das blieb mir immer im Gedächtnis.
Ich finde dieses Gleichgewicht sehr wichtig für jemanden, der viele Projekte durchführt und außerhalb des akademischen Rahmens schreibt. Ich denke, wenn ihr ehrgeizig seid und eure Arbeit veröffentlichen wollt, aber auf der Suche nach Orientierung und hilfsbereiten Mitstreiter:innen seid, ist dieser Studiengang perfekt.
Vielen Dank für die Einblicke. Weiterhin alles Gute für den Abschluss deines Studiums und für deinen Start als Doktorand!