Im Austausch mit Künstler:innen und aufregende Ausstellungen im KW Institute for Contemporary Art

25. März 2022

Maria Papadouli möchte nach ihrem Studium gerne Kuratorin werden. Mit ihrem dreimonatigen Praktikum im KW Institute Berlin ist sie ihrem Traum bereits ein Stück näher gerückt. Im Interview hat sie uns von Highlights und Herausforderungen ihres Praktikums sowie von ihrem Studium im Fach Visual and Media Anthropology berichtet.

Maria Papadouli hat unterdessen erfolgreich ihr Masterstudium an der MU abgeschlossen.

Du hastkürzlich ein Praktikum im KW Institute in Berlin absolviert. Das klingt wirklich beeindruckend. Erzähle uns mehr über deine Praktikumseinrichtung!

Ich denke, es ist ein Ort, an dem die Verbindung zwischen dem eigenen „Manifest“ und dem tatsächlichen Handeln zweifelsohne sehr stark ist. Die Einrichtung wurde Anfang der 1990er Jahre von Klaus Biesenbach, Alexandra Binswanger, Clemens Homburger, Philipp von Doering und Alfonso Rutigliano in einer stillgelegten ehemaligen Margarinefabrik in Berlin-Mitte gegründet. Heute steht sie unter der Leitung von Krist Gruijthuijsen.

Während meines Praktikums arbeitete ich eng mit Léon Kruijswijk und Kathrin Bentele, den stellvertretenden Kuratoren und Projektmanagern, Linda Franken, der Koordinatorin für öffentliche Programme und Öffentlichkeitsarbeit, und anderen Mitgliedern des Kuratorenteams zusammen. Ich hatte den Eindruck, dass das Team versucht, sich mit soziopolitischen und anthropologischen Themen zu befassen und gleichzeitig einen durchdachten und behutsamen Ansatz für zeitgenössische künstlerische Praktiken beizubehalten, was ihm zumeist auch gelingt. Es ist ein sehr fortschrittliches, freundliches und vielfältiges Umfeld. Das Leitbild des Unternehmens ist es, „ein hohes Maß an Flexibilität bei der Gestaltung seiner Programme und der Ansprache seines Publikums zu wahren“.

Ich habe mich für diese Organisation entschieden, weil ich ihre Leitlinien für wichtig und relevant für meine beruflichen Ziele halte, da ich meinen Hintergrund in Architektur und mein kürzlich erworbenes Wissen in visueller Anthropologie kombinieren möchte, um selbst als Kuratorin tätig zu sein.

Maria Papadouli

Wie bist du auf die Praktikumsstelle aufmerksam geworden? Wie verlief das Bewerbungsverfahren?

Ich verfolge schon seit einiger Zeit den Instagram-Account des KW Institutes, um mich auf dem Laufenden über die Ausstellungen und Veranstaltungen zu halten. Dort sah ich eine Anzeige für die Stelle. Dann fand ich die vollständige Beschreibung auf der Website und beschloss, mich zu bewerben. Ich schickte meine Unterlagen per E-Mail, und wenn ich mich recht erinnere, meldeten sie sich einige Wochen später bei mir und baten mich um ein Vorstellungsgespräch per Skype. Ich sprach mit den beiden stellvertretenden Kuratoren des Büros – es war ein sehr nettes, entspanntes Gespräch. Nach etwa einer Woche riefen sie mich an und fragten, ob ich an der Stelle interessiert sei. Ich habe sofort zugesagt – ich war sehr aufgeregt.

Vernissage im KW Institute for Contemporary Art in Berlin-Mitte

Was hast du dich von dem Praktikum versprochen? Kannst du uns bitte mehr über deine Ziele, Aufgabenstellungen und Tätigkeitsfelder erzählen?

Ich denke, dass meine Erfahrung dem am nächsten kam, was ich erwartet hatte, bevor ich anfing. Ich wollte einen guten Einblick in die Arbeitsweise einer zeitgenössischen und fortschrittlichen Kultureinrichtung bekommen, und zwar in vollem Umfang. Ich denke, auch wenn ich dort nur für drei Monate ein Praktikum absolviert habe, haben mir die Vielzahl der gleichzeitig laufenden Ausstellungen und die relativ geringe Größe des Teams, welches für die Durchführung aller Aufgaben verantwortlich ist, eine sehr umfassende und intensive Arbeitserfahrung ermöglicht.

Zu meinen Aufgaben gehörten die Erledigung von Schriftverkehr, die Beantwortung von Anfragen, Bürokommunikation und die Mitorganisation der internen Bürostruktur. Außerdem war ich für die Betreuung von Künstlern und die Unterstützung von Produktionen wie „Disproof does not equal disbelief“ von Michael Stevenson und „Zeros and Ones“ von Lutz Bacher, Jay Chung & Q Takeki Made, Hanne Darboven, Jana Euler, Jef Geys, Tishan Hsu, Ilmari Kalkkinen, Silvia Kolbowski, Pope L., Louise Lawler, Carolyn Lazard, Lee Lozano, Henrik Olesen, Sarah Rapson, Margaret Raspé, readymades belong to everyone, Ketty La Rocca, Stutevant, Otto Wagner, und Martin Wong verantwortlich.

Darüber hinaus war ich für die Kommunikation und den Kontakt mit verschiedenen Galerien und Künstlern sowie für die Überwachung aller zusätzlichen Prozesse für die Ausrichtung aller anstehenden Veranstaltungen/Ausstellungen/Performances verantwortlich. Einer der aufregendsten Aspekte dabei war, dass ich einige der Künstler kennenlernen konnte.

Maria Papadouli

Ich habe viel an „Disproof does not equal disbelief“ mitgearbeitet, und Michael Stevenson war im Monat vor der Ausstellungseröffnung fast jeden Tag vor Ort, um selbst Hand anzulegen, und wir haben versucht, ihn bestmöglich zu unterstützen. Ich habe auch bei der Organisation verschiedener Veranstaltungen mitgewirkt. Es war eine große Herausforderung, allen einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen und gleichzeitig alle COVID-19-Vorschriften einzuhalten, aber ich denke, wir haben es geschafft.

Einblick in Maria Papadoulis Masterprojekt „the WALKshop"

Welche allgemeinen und studienbezogenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Qualifikationen konntest du im Praktikum anwenden?

Ich glaube, ich war mir der Bedeutung der Entscheidungen, die bei der Strukturierung der einzelnen Ausstellungen getroffen wurden, dank von Kursen wie „Artistic Practice in Transcultural Context“ und „Decolonized: Images, Race and Representation“ sehr bewusst. Das Wissen, das ich mir in diesen Kursen angeeignet habe, hat mir sehr geholfen, Gespräche besser zu verstehen und mir die Vielfalt der Faktoren bewusst zu machen, die man in allen Phasen der Zusammenstellung einer Ausstellung berücksichtigen muss, von der Kontaktaufnahme mit den richtigen Leuten über die Konzeption und Produktion bis hin zum öffentlichen Programm.

Ich hatte das Glück, auch einige meiner architektonischen Fähigkeiten einsetzen zu können, um bei der Anordnung der verschiedenen Räume für die Veranstaltungen zu helfen (wir mussten die Kapazität sorgfältig berechnen und dabei immer sichere Abstände und klare Wege zu Notausgängen und Toiletten für jede einzelne Veranstaltung einhalten). Ich bot an, CAD-Software zu verwenden, um die Arbeit für uns alle zu erleichtern. Ich habe auch einige 3D-Modelle der Galerieräume mit den kommenden Ausstellungen erstellt, um zu sehen, wie alles funktioniert. Diese Aufgaben haben mir sehr viel Spaß gemacht.

Du hast vor kurzem auch deine Masterarbeit abgegeben. Bitte erzähle uns mehr darüber!

Ich denke, ich kann mit Sicherheit sagen, dass es das erste Mal ist, dass ich mich so sehr mit einem Forschungsthema verbunden fühle, das ich für ein Projekt gewählt habe. Das Thema meiner Abschlussarbeit ist das Gehen und wie es uns mit uns selbst und unserer städtischen Umgebung verbindet, insbesondere wenn man es als kreative Praxis betrachtet. Um das Thema auf unterhaltsame und sinnvolle Weise zu erforschen, organisierte ich den WALKshop(einen Workshop über das Gehen), der als Hauptinspiration und Materialsammlung diente, auf dessen Grundlage ich die Plattform baute, die ich als mein Projekt eingereicht habe. Ich bin daran interessiert, eine Gemeinschaft von Menschen (Vermittlern und Teilnehmern) aufzubauen, die an weiteren „Walkshops“ teilnehmen und einen eigenen Beitrag leisten wollen. Die Workshops werden dann (hoffentlich) bald stattfinden.

Von welchen Erfahrungen/Kursen/Projekten während deines Studiums wirst du deiner Meinung nach am meisten in deinem zukünftigen Berufsleben profitieren?

Ich würde sagen, dass die Kurse, von denen ich am meisten profitiert habe, definitiv „Space and Place“ und „Autoethnography in the Vlogger Era“ waren. Sie haben mir verschiedene Werkzeuge und Sichtweisen vermittelt, die ich in meine Forschungspraxis integrieren kann. Ich wurde in die Autoethnographie und Psychogeographie eingeführt und habe verstanden, wie wichtig es ist, Praktiken der Verkörperung in einen Forschungsprozess einzubeziehen.

Als künftige Kuratorin und/oder Designerin habe ich das Gefühl, dass sich mein Blickwinkel erweitert hat und ich nun in der Lage bin, sinnvollere Wege zu suchen, um Veränderungen zu gestalten und zu schaffen.

Maria Papadouli

Was rätst du (angehenden) Studierenden, die über ein Studium im Fach Visual and Media Anthropology an der Media University nachdenken?

Ich betrachte es als ein sehr selbstbestimmtes Programm, wie ich finde. Ich denke, ein Ratschlag, der mir spontan einfällt, ist zu versuchen, eine starke Gemeinschaft mit den eigenen Kommiliton:innen aufzubauen (etwas, das für mich und meine VMA-Kommiliton:innen aufgrund der Pandemie und ihrer Auswirkungen auf unser Leben eine besondere Herausforderung war). Es gibt viel wertvolles Wissen zu verinnerlichen und zu verarbeiten, und es ist sehr hilfreich, Menschen um sich zu haben, die bereit sind, sich auf einen Dialog einzulassen und die Materie gemeinsam mit einem zu erforschen – selbst wenn dies virtuell geschieht.

Man hat mir geraten, mir schon sehr früh Gedanken darüber zu machen, worum es in meiner Abschlussarbeit gehen soll, und dass dies eine gute Strategie sei. Ich bin da anderer Meinung.

Ich denke, das Spektrum des Studiengangs ist so reichhaltig und aufschlussreich, dass es schade wäre, sich nicht die Chance zu geben, sich mit verschiedenen Themen auseinanderzusetzen, unterschiedliche Perspektiven zu erkunden und verschiedene Wege zu finden, Projekte anzugehen, bevor man sich auf eine konkrete Abschlussarbeit festlegt. Ich denke, das Wichtigste ist, dass man das Studium genießt. Es ist ein sehr abwechslungsreiches Programm, so dass Ihr auf jeden Fall nicht nur ein, sondern mehrere Themen und Forschungsbereiche finden werdet, die Euch reizen.

Maria Papadouli

Vielen Dank für die spannenden Einblicke in dein Praktikum. Alles Gute für die Zukunft und viel Erfolg!