Köln: 2. Kölner Forum für Journalismuskritik
Seit 2014 hat Prof. Dr. Hektor Haarkötter, Fachbereichsleiter Journalismus und Kommunikation an der Media University Köln, die Geschäftsführung der Initiative Nachrichtenaufklärung e.V. (INA) inne.
Die medienkritische Nicht-Regierungsorganisation ist eine Hochschulinitiative, die vor 19 Jahren an der Universität Siegen gegründet wurde. Media University-Studierende sowie –Lehrende engagieren sich in der INA, die zusammen mit dem Deutschlandfunk im vergangenen Jahr zum ersten Mal das Kölner Forum für Journalismuskritik ausrichtete.
Die zweite Ausgabe des Forums fand am Freitag, den 10. Juni, im Kammermusiksaal des Deutschlandfunks in Köln statt. Die Veranstaltung versammelte erneut eine Reihe erfahrener Gäste, die in vier spannenden Podiumsgesprächen aktuelle Journalismus-Themen diskutierten.
Nach der Begrüßung durch Dr. Marco Bertolaso vom Deutschlandfunk eröffnete Moderatorin Dr. Silvia Engel die erste Podiumsdiskussion, bei der die Frage „Wer benutzt wen? Prominente und die Medien“ erörtert wurde. Hier diskutierte neben der Journalistin und ehemaligen Kieler Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke unter anderem auch der bekannte Anwalt für Medienrecht Christian Solmecke, der bereits als Lehrbeauftragter und Gastreferent an der Media University Köln tätig war.
„Buntes Deutschland, blasse Medien?“ fragte die Moderatorin der zweiten Diskussion, Brigitte Baetz. Die vier Teilnehmerinnen, darunter Katja Artsiomenka, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Media University Köln, waren sich einig: mit ausländischen Wurzeln habe man es als Journalist/in in Deutschland nicht leicht – und schafft man es in eine gewünschte Position, müsse man damit rechnen, auf für das Herkunftsland typische Themen reduziert zu werden. Prof. Haarkötter wusste bei seiner Wortmeldung von erschreckenden Beispielen von Alltagsrassismus in deutschen Redaktionen zu berichten.
Nach der Mittagspause rückte das negative Journalismus-bezogene Schlagwort schlechthin dieser Tage in den Fokus: die „Lügenpresse“. Zunächst schilderte SWR-Reporterin Kathrin Freisberg eine persönliche Erfahrung, bei der sie während ihrer Berichterstattungsarbeit von Demonstrationsteilnehmer/innen umringt und angepöbelt worden war. Filmaufnahmen davon waren später im Internet veröffentlicht und sie darin als „Lügenreporterin“ diffamiert worden. DJV-Vorsitzender und Media University-Professor Dr. Frank Überall hat zur Dokumentation genau solcher Fälle das Portal augenzeugen.info gegründet. Auf dem Podium plädierte er dafür, dass journalistische Arbeit wieder mehr Wertschätzung erfahren müsse. Er zeigte den Zusammenhang zwischen mangelnder Qualität mancher Berichterstattung und den verbesserungswürdigen Arbeitsbedingungen auf – vor allem müsse beim journalistisch tätigen Personal aufgestockt werden.
Die letzte Diskussion „Medienkritik im Netz und mit dem Netz“ unter Moderation von Prof. Haarkötter waren mit Bettina Schmieding, Chefin vom Dienst beim Deutschlandfunk, Silke Burmester, taz-Kolumnistin, sowie Holger Kreymeier von fernsehkritik.tv und Maren Müller von der ständigen Publikumskonferenz sowohl (selbst)kritische Journalistinnen als auch professionelle Kritiker/innen auf dem Podium vertreten. Es entwickelte sich eine entsprechend lebhafte und teilweise kontroverse Diskussion.
Zum Schluss der Veranstaltung wurde zum zweiten Mal der Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik verliehen. Dieser ging an die türkische Journalistengruppe „Haber Nöbeti“ (News Watch). In der Pressemitteilung der INA heißt es dazu: Die INA „zeichnet damit eine Organisation aus, die in Zeiten gravierender Einschränkungen der Pressefreiheit in der Türkei die Defizite der medialen Berichterstattung gerade aus der Krisenregion Osttürkei korrigieren will.“ Einen nicht dotierten Sonderpreis des INA-Vorstands erhielt der Kommunikationswissenschaftler Dr. Uwe Krüger, der u. a. den Vertrauensverlust in die Medien untersucht.
Die gesamte Veranstaltung wurde von Studierenden des B.A. Journalismus und Unternehmenskommunikation der Media University Köln filmisch dokumentiert. Sie führten kurze Interviews mit den Gästen und brachten sich auch selbst aktiv in die Publikumsdiskussion ein.