Top Ten der Vergessenen Nachrichten 2017 veröffentlicht

9. Februar 2017

Gestern gab die an der Media University Köln ansässige Initiative Nachrichtenaufklärung INA e.V. auf einer Pressekonferenz beim Deutschlandfunk die Top Ten der Vergessenen Nachrichten 2017 bekannt. Unter anderem mit dabei: INA-Mitglied Günter Wallraff.

Rechercheteams verschiedener Hochschulen – darunter in diesem Jahr wieder zwei Gruppen von Studierenden des B.A. Journalismus und Unternehmenskommunikation – engagieren sich in der Initiative Nachrichtenaufklärung INA e.V., indem sie Themen recherchieren, die von den Medien vernachlässigt werden. Aus hunderten eingereichten Themen schafften es vierzig in die studentischen Rechercheseminare. Am 2. Februar 2017 wählte die INA-Jury an der Media University Köln aus diesen vierzig die Top Ten. Das Abstimmungsergebnis wurde heute in einer Pressekonferenz im Deutschlandfunk von Fachbereichsleiter Journalismus und Kommunikation Prof. Dr. Hektor Haarkötter, INA-Mitglied Günter Wallraff und den Media University-Studentinnen und INA-Mitarbeiterinnen Filiz Kalmuk und Marlene Nunnendorf veröffentlicht. Ein Bericht von Johanna Wergen:

 

„Was Medien machen und wie Menschen darauf reagieren, das ist keine Kleinigkeit, es hat Gewicht“, leitet der Nachrichten-Chef des Deutschlandfunks, Dr. Marco Bertolaso, die Pressekonferenz ein. Er bezieht sich auf die wichtige Rolle der Medien im Zuge aktueller gesellschaftlicher Umwälzungen wie der Wahl des US-Präsidenten Donald Trump. 

Dieser Verantwortung stellt sich die INA. Haarkötter beschreibt das Ziel der Arbeit des Vereins so: „Wir wollen Medien- und Journalismuskritik machen, die auf strukturelle Schwächen hinweist. Wir wollen relevanten, aber vergessenen Nachrichten eine Plattform geben.“ Der als Enthüllungsjournalist bekannt gewordene Günter Wallraff ergänzt: „Wenn sich Leitmedien einig sind, kann es zu einem richtigen Meutejournalismus kommen.“ Trump Tweets (Bertolaso bringt an dieser Stelle vorsichtig den Begriff des „Agenda Setting“ ins Spiel) und Junk News verstopfen die Kanäle, während andere Themen in der „Aufmerksamkeitsökonomie“ vergessen werden.

„Werden die Themen, die die INA recherchiert, denn aufgegriffen?“ fragt Bertolaso nach. Haarkötter bejaht: Als „Beispiel für den medialen Widerhall“ zu den INA-Themen nennt er die Berichterstattung von SZ, Kölner Stadtanzeiger und sogar ausländischen Medien über verschiedene Themen aus den letztjährigen Top Ten.

Der erste Platz der Top Ten 2017 trägt den Titel „Bundesrichterwahl illegal?“ und weist auf die Intransparenz bei der Wahl der höchsten Richter des Landes hin – ein blinder Fleck in der Medienberichterstattung. Top2-Thema ist die Anzahl der Länder, in denen die deutsche Bundeswehr stationiert ist: In 14 Ländern sind aktuell deutsche Soldaten stationiert – doch die Öffentlichkeit wird darüber nicht aufgeklärt.

Die kompletten Top Ten 2017 mit ausführlichen Erläuterungen und Rechercheergebnissen können hier abgerufen werden.

 

Anlässlich des 20. Jubiläums der INA erscheint im Sommer ein Sammelband, an dem auch Media University-Dozentinnen und -Dozenten mitwirken. Am 2. Juni findet dann das 3. Kölner Forum für Journalismuskritik statt, das INA und Deutschlandfunk gemeinsam ausrichten und bei dem auch der 3. Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik verliehen wird.

 

Weiterführende Links:

INA-Website: http://www.derblindefleck.de/

Berichterstattung beim Deutschlandfunk: http://www.deutschlandfunk.de/aus-der-nachrichtenredaktion-vergessene-nachrichten-des.2533.de.html?dram%3Aarticle_id=378316

Interview mit H. Haarkötter von Daniel Bröckerhoff für ZDF heute+ (auf Facebook): https://www.facebook.com/heuteplus/videos/vb.998871113458470/1497180640294179/?type=2&theater

Berichterstattung bei report-k: http://www.report-k.de/Koeln-Nachrichten/Koeln-Nachrichten/INA-zeigt-Top-Ten-der-Vergessenen-Nachrichten-2017-71596

Berichterstattung bei DWDL: http://www.dwdl.de/nachrichten/60032/blinder_fleck_die_vergessenen_nachrichten_2017/