Ekkehard Sieker zu Gast: "Recherche – die Kulturtechnik des Journalismus"

Mo, 10.01.22, 14 Uhr

hochschulöffentlicher Gastvortrag

online via Zoom: Raum 4f (Link in TraiNex)

Ekkehard Sieker zu Gast im Journalismus-Seminar an der HMKW Frankfurt

Ekkehard Sieker, Wissenschaftsjournalist, bis 2020 Faktenchecker bei "Die Anstalt", ZDF

Die „niemals endende Aufgabe“ besteht darin, „ …die Mächtigen in Politik, Kultur, Wirtschaft unter Legitimationsdruck (zu) stellen.“ Die Mächtigen „sollen sich dem Bürger stellen, sollen sich äußern zu ihren Entscheidungen und Handlungen.“ (1)

Das Selbstverständnis des aufklärenden und machtkritischen Journalismus ist die ‚Wächterfunktion’ der Medien gegenüber wirtschaftlichen und politischen Interessen, also eine Art Anwaltsfunktion für den Bürger. (2) Hier gilt es, mit fundierter Recherche den Dingen auf den Grund zu gehen und zu prüfen, was von den Behauptungen und Selbstdarstellungen stimmt und was nicht.

Wie aber geht man den Dingen auf den Grund? Was sind Auslöser für große Recherchen? Was muss man an Vorwissen mitbringen, um Sachverhalte prüfen zu können? Wie geht man im Detail vor? Wie geht kritische Recherche? Und wer finanziert das alles – vor allem auch dann, wenn eine aufwändige Recherche nicht die vermuteten Ergebnisse liefert? Was ist heute anders oder auch nicht anders, wenn von Investigativnetzwerken und Faktencheckern die Rede ist? (3)

Gerade in Krisenzeiten wird die gesellschaftliche Bedeutung und Notwendigkeit eines wahrhaft demokratischen Journalismus für viele Menschen deutlich. Ohne politische und echte sachliche Auseinandersetzung mit vielen unbequemen Themen und einer Einführung von grundlegenden theoretischen und praktischen Recherche-Standards bleibt die idealtypische ‚Wächterfunktion’ lediglich ein feiertägliches Lippenbekenntnis ohne jegliche Relevanz für den journalistischen Alltag.

Rede und Antwort wird uns der erfahrene Journalist Ekkehard Sieker stehen, Jahrgang 1955. Sieker wird nach dem Studium der Physik, Mathematik und Philosophie 1984 Fernsehjournalist und langjähriger Mitarbeiter der politischen Fernsehmagazine Monitor und Plusminus beim WDR. Von 1992 bis 2012 arbeitet er als Lehrbeauftragter für Fernseh- und Wissenschaftsjournalismus am Deutschen Institut für publizistische Bildungsarbeit („Haus Busch“) in Hagen. Er ist Autor verschiedener Fernsehdokumentationen, Herausgeber und Autor verschiedener Sachbücher und Filme zu den Themen Kernenergie, Abrüstung, Geheimdienste und Terrorismus. In den vergangenen Jahren arbeitete er als Rechercheur für Wolfgang Schorlaus Dengler-Krimi-Reihe und bis Ende 2020 für die ZDF-Kabarettsendung DIE ANSTALT. Seit 2003 ist er als Wissenschaftsjournalist in Berlin für das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte tätig.

Der Vortrag ist hochschulöffentlich und alle Interessierten sind herzlich eingeladen daran teilzuenhmen: 10. Januar 2022, 14 Uhr (via Zoom, Link in Trainex).

Organisiert von Prof. Dr. Sabine Schiffer, Fachbereich Journalismus und Kommunikation, Campus Frankfurt

  1. https://www.wiwi.uni-wuerzburg.de/fileadmin/12010100/sonstiges/Teil4_Recherche_Einfuehrung.pdf
  2. Jürgen Dörmann, Ekkehard Sieker, Rolf Stefaniak
    Plädoyer für eine Recherchestiftung, Haus Busch, Hagen 2008
  3. Journalistische Recherche im Internet
    Schriftenreihe Medienforschung der LfM Band 60, S. 290
    https://www.medienanstalt-nrw.de/fileadmin/user_upload/lfm-nrw/Foerderung/Forschung/Dateien_Forschung/LfM-Band-60.pdf